Es ist einige Zeit her seit dem letzten Blogbeitrag. Es tut mir leid, dass wir so lange nichts von uns hören lassen haben, aber das hatte seine Gründe. Wir hatten eine intensive Zeit mit Sibo und einige Veränderungen im Verein, sodass ich aus zeitlichen Gründen social Media eingestellt habe. Es war natürlich nicht ganz fair, denn schließlich sollen unsere Unterstützer wissen was wir tun.

Deswegen möchte ich euch nun berichten, was im letzten halben Jahr so los war bei Bloodsister und wie sich der Verein entwickelt hat. Aber zu allererst: Ja es gibt uns noch und wir waren nicht untätig.

Das ganze Jahr lang hat sich unsere Arbeit fast ausschließlich um Sibo gedreht, nachdem Siviwe und Safwaan beschlossen hatten den Verein zu verlassen uns sich auf anderen Dinge zu konzentrieren. Nebenbei hatten wir auch mit einigen internen Problemen zu kämpfen. Die Arbeit von Österreich aus mit Afrika stellte uns wirklich auf eine große Probe. Die Dinge liefen nicht so wie sie sollten, was schließlich dazu führte, dass wir einige wichtige Entscheidungen treffen mussten. Wir haben beschlossen uns im Fall Sibo erstmals nur um seine Lebenssituation zu kümmern und das sportliche Training wegzulassen. Das entspricht eigentlich nicht der Vision von Bloodsister, allerdings ließen uns die Lebensumstände mit denen Sibo zu kämpfen hatte keine andere Wahl. Wie sollten wir Sibo’s Training intensivieren, wenn er nichts zu essen hat?

Von Jänner bis Juni kümmerten wir uns intensiv um Sibo’s Ernährung. Einmal wöchentlich traf sich Moritz mit Sibo um mit ihm gemeinsam gesunde und vor allem auch für ihn neue Lebensmittel einzukaufen und ihm Tipps für die Zubereitung zu geben. Es benötigte manchmal schon etwas Überzeugungskraft um Sibo zu motivieren neue Speisen auszuprobieren, was auch uns oft an unsere Grenzen brachte. Täglich musste Sibo uns Fotos senden von allem was er aß, damit wir auch sahen, ob er das gelernte umsetzte. Wir versorgten ihn zusätzlich mit einfachen Rezepten und schickten ihm immer wieder Fotos von unseren Speisen, um ihn zu motivieren experimentierfreudiger zu werden.

Langsam aber doch konnten wir Fortschritte erkennen. Am meisten freute es mich, als Sibo selbst zu spüren anfing, wie sich die neue Ernährung auf seinen Körper auswirkte und sich seine Leistung verbesserte. Mission accomplished und erster Meilenstein auf dem Weg.

Sibo wurde ganz schön gefordert in dieser Zeit, denn zusätzlich ermöglichten wir ihn an einen Englischkurs teilzunehmen. Sibo war anfangs begeistert, doch als es dann ernst wurde und wir alles in die Wege geleitet hatten fühlte er sich überfordert und hatte Angst den Kurs nicht zu bestehen. Mit viel Überzeugungskraft schafften Moritz und ich es ihn zu motivieren es zumindest zu versuchen. Er musste sich natürlich erst an die neue Situation gewöhnen und entwickelte sich zu einem vorbildlichen Schüler. Er machte seine Hausaufgaben und begann regelmäßig englische Literatur zu lesen. Er machte Fortschritte – kleine – aber immerhin 🙂

Was mich aber sehr beunruhigte war, dass sich seine berufliche Situation nicht verbesserte. Der Shop in dem er arbeitete lief nicht gut, und so bekam er nur unregelmäßig Lohn. Somit war es für ihn auch unmöglich sich ohne unserem monatlichen Lebensmittelbudget gesund zu ernähren.

Immer wieder suchten wir das Gespräch mit ihm um mit ihm einen Plan auszuarbeiten wie es beruflich weitergehen könnte. Irgendwann im Sommer erreichten wir den Punkt wo ich Sibo loslassen musste. Es war ein komisches Gefühl für mich, denn ich fühlte mich verantwortlich für ihn und seine Zukunft. Allerdings hatten wir Sibo bereits für über 2 Jahre begleitet und er hatte sich enorm weiterentwickelt in dieser Zeit. Ich war mir nicht sicher ob er schon bereit war, aber im Endeffekt hilft in solch Situation nur eines – ausprobieren. Ich bin zwar noch keine Mutter, aber diese Situation fühlte sich für mich an als müsste ich nun mein Kind in ein eigenverantwortliches Leben schicken. Es war für mich und für Sibo ein wichtiger, aber nicht einfacher Schritt. Wie eine Mutter konnte ich nur eines tun, ihn ermutigen und im Fall da sein und ihn unterstützen. Es war ein großer Lernprozess für uns alle.

Jetzt im Nachhinein gesehen war es absolut die richtige Entscheidung. Sibo entwickelt sich prächtig. Er hat einen neuen Job und ist freier Verkäufer für die Sportmarke Umbro. Ende November veranstaltet er sein erstes von ihm organisiertes Soccer-Event bei dem verschiedene Teams gegeneinander antreten können. Sibo ist clever und motiviert, doch vor allem hat er sein großes Herz nicht verloren. Es ist genau das eingetreten, was ich mir immer gewünscht habe. Sibo hat seine eigene Foundation gegründet und ermöglicht es nun Kindern verschiedene Sportarten ausüben zu können. Er ist noch lange nicht am Ziel, doch hat er große private und sportliche Pläne für die Zukunft. Er möchte den Führerschein machen, an einem Rennen in Frankreich teilnehmen und Geld sparen um sich ein gutes Leben aufbauen. Ich denke es war exakt der richtige Zeitpunkt ihn loszulassen und sein Leben gestalten zu lassen. Doch Sibo ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil von Bloodsister. Wir sind weiterhin da ihn mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen und ihn zu unterstützen wo wir es für sinnvoll halten. Sibo ist ab sofort kein Bloodsister Talent mehr, sondern ein Bloodsister Ambassador, der unsere Vision weiterträgt. Und das macht mich unheimlich stolz. Auch wenn wir unsere anfänglichen Ziele nicht erreicht haben, haben wir unser Ziel doch erreicht. Eine meiner wichtigsten Lernlektion der vergangenen Jahre war-  nicht nur stur in eine Richtung zu laufen ohne den Untergrund zu fühlen und die schöne Landschaft zu genießen, sondern vielleicht hin und wieder irgendwo abzuzweigen sollte sich vor uns ein schönerer Weg auftun. Doch am allerwichtigsten ist es immer locker zu bleiben. 🙂

So far, all the best Sibo, you gonna rock the world!

PS: Ein neues spannendes Projekt wartet auf Bloodsister. Darüber werd ich euch in nächster Zeit auf dem Laufenden halten.

 

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